Ist das die skandalbehaftete Zukunft der Österreichischen Bundesbahnen?

30.9.2009 - die Gefahrenstelle am Spielplatz

(Hainburg – NÖ) Im Juli 09 berichteten wir in einer Exklusivreportage über einen Skandal ersten Ranges, von dem die Österreichischen Bundesbahnen betroffen sind. Unter dem keineswegs polemisch zu bezeichnenden Titel: „Wie bitte? ÖBB ignoriert Lebensgefahr für Kinder“ dokumentierten wir einen Sachverhalt, der von einem leitenden ÖBB-Mitarbeiter, der einen Lokalaugenschein im Oktober durchführte, mit den Worten „Der Glöckel hat recht“ kommentiert wurde.

Rückblende: Vor der ersten Veröffentlichung versprach uns der Pressesprecher Ing. Christoph POSCH, sich umgehend dafür einzusetzen, daß die Herstellung eines ordnungsgemäßen Zustandes die Lebensgefahr für die Kinder ausschließen werde.

Trotz mehrfacher telefonischer Urgenzen seitens der Redaktion, blieb die ÖBB am Spielplatz untätig. Ob nun ein Mitarbeiter auf Urlaub war, die sachliche Zuständigkeit nochmals überprüft werden sollte – nichts als Ausreden. Doch auch dieser Konzern, der während der Sommermonate einiges an Unannehmlichkeiten, wie beispielsweise die Aufdeckung der Personalbespitzelungen hinnehmen mußte, kam in den Genuß mit der Konfrontation unserem praktizierten nachhaltigen Journalismus. Am 11. Oktober 09 setzten wir dem Pressesprecher für Niederösterreich, Herrn DI Christopher SEIF, ein letztes Ultimatum zur Erfüllung der Versprechungen und Zusagen. Sollte bis zum 23.10.09 16.00 Uhr die Lebensgefährdung für die spielenden Kinder nicht behoben worden sein, so würde sich der Herausgeber mit einem Offenen Brief namentlich an die obersten Organe der ÖBB wenden.

Am 19.10. antwortete SEIF wie folgt:

„Ein Kollege hat sich am Samstag Vormittag vor Ort ein Bild gemacht – im Maschendrahtzaun war erneut ein ca. 30×50 cm großes Loch – welches provisorisch verschlossen wurde. Die ÖBB sind wegen wiederholte [red. Anm.: 1:1-Abschrift] Vandalenakte gegen ÖBB-Anlagen aber leider machtlos, eine nachhaltige Lösung wird umgehend angestrebt. Sollte Ihnen bis dahin auffallen, dass der Zaun wiederum (zum Teil) zerstört ist, danke ich Ihnen im Namen des Unternehmens für den Hinweis, um reagieren zu können.“

Nicht nur, daß der Pressesprecher eine ausführliche Bilddokumentation in der ersten Reportage hätte betrachten können, muß darauf hingewiesen werden, daß das Maschendrahtzaun-Provisorium durch die Stadtgemeinde Hainburg zusätzlich angebracht wurde. Daß es Aufgabe eines Mediums sein sollte, sporadisch Kontrollen durchzuführen und den Österreichischen Bundesbahnen einschlägige Wahrnehmungen über Verschlechterungen der Situation mitzuteilen, rief nur Kopfschütteln hervor.

Nach 81 Tagen, am 20.10.09 begann die ÖBB mit den Arbeiten an der Gefahrenstelle am KinderspielplatzNach 81 Tagen, am 20.10.09 begann die ÖBB mit den Arbeiten an der Gefahrenstelle am Kinderspielplatz

Gefahr für Menschenleben

Am 20.10. wollten wir dann für den Offenen Brief an die Konzernspitze Fotos am Kinderspielplatz nächst der Donaulände entlang der S-Bahn Steckenlinienführung S7 anfertigen und waren dann überrascht festzustellen, daß seitens der ÖBB unerwartet mit Sanierungsarbeiten begonnen worden war, die am 22.10. als abgeschlossen anzusehen waren.

Am 21.10. wurden die Arbeiten direkt ab Bahnkörper fortgesetztAm 21.10. wurden die Arbeiten direkt ab Bahnkörper fortgesetzt

In einem Gespräch mit VizeBgm. Paul PAGACS (BLH), der den Stein ins Rollen brachte, haben wir in Erfahrung gebracht, daß seitens der Stadtgemeinde Hainburg/Donau beabsichtigt ist, das Areal mit einem Zusatznetz zu versehen, damit künftig vermieden wird, daß auch „hohe Bälle“ auf die Bahngleise gelangen können.

Am 22.10. waren die Absicherungsarbeiten der ÖBB abgeschlossenAm 22.10. waren die Absicherungsarbeiten der ÖBB abgeschlossen

Bemerkenswert war die Aussage eines Mitarbeiters der ÖBB, mit dem wir im Verlauf dieses Skandals ins Gespräch kamen, und der sinngemäß angab, daß die gegenwärtige Problematik innerhalb der Österreichischen Bundesbahnen darin begründet wäre, daß durch die Privatisierung und Aufsplittung des Unternehmens in verschiedenste Firmen tatsächlich eine Struktur entstanden ist, bei der selbst die Dienstnehmer nicht mehr wissen, wer wofür zuständig ist und sich niemand mehr für Belange, die einem anderen Unternehmenszweig zugeordnet sind, verantwortlich fühlt.

Mit diesem Fall hat die ÖBB jedenfalls den Vertrauensvorschuß verwirkt, den wir den Versprechungen des Unternehmenssprechers zugebilligt haben, weil wir dachten, daß Lebensgefährdung für Kinder tatsächlich ernst genommen werden würde, was aber nachweislich nicht der Fall war. 81 Tage mußten vergehen, bis ein paar Meter Zaun repariert worden sind! Hätte die Stadtgemeinde Hainburg nicht verantwortungsbewußt, das ihr mögliche getan, um einen Unfall zwischen einem Zug und einem Kind zu vermeiden, und wäre es zu einem Unfall gekommen, wäre der Fall der Personalbespitzelung bei den ÖBB noch deren geringeres Problem gewesen.

Während unseres Lokalaugenscheins geschah dann trotz neuem Zaunes das ortsbekannte Ereignis: der Ball flog auf die Bahngleise. Wir versuchten aufklärend zu wirken - VizeBgm. Pagacs will nun ein Zusatznetz errichten lassenWährend unseres Lokalaugenscheins geschah dann trotz neuem Zaunes das ortsbekannte Ereignis: der Ball flog auf die Bahngleise. Wir versuchten aufklärend zu wirken – VizeBgm. Pagacs will nun ein Zusatznetz errichten lassen

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